# Aufschrei

Das Verhältnis der Geschlechter war, als es noch ein geschlechtliches war, ein unendlicher Quell von Zauberhaftigkeit und Zärtlichkeit, ein Fest von Liebe und Leid, von Treue und Verführung, ein Spiel aus Nähe und Distanz, etwas für Tänzer und Virtuosen, für Liebhaber und Geliebte, für Paare und Pärchen. Das ist vorbei. Pack und Pöbel wollen jetzt auch mitspielen. Sogar Politiker und Journalistinnen versuchen sich neuerdings in dem Metier. Klumpfuß trifft Tabiker. Die armseligen Produkte von Parteitagsbeschlüssen und Redaktionskonferenzen. Pack und Pöbel begrüßen sich denn auch mit: Na alter Sack und Hallo dicke Titte. Es ist vorbei mit dem heiteren Spiel aus Privatheit und Öffentlichkeit, von Vertrauen und Vertraulichkeit. Pack und Pöbel tun, was Sie am besten können, sie benehmen sich schlecht. Das schreit nach Richtlinie und Regulierung. Und sofort bilden sich in allen Rundfunk- und Fernsehanstalten, im Internet und allen Redaktionen ad hoc Pack- und Pöbelkomitees, die Richtlinien und Maßnahmen entwerfen, um den Umgang zwischen Pack und Pöbel zu regulieren. Hier ist man zu Haus, hier kennt der 140-Zeichen Dreck sich aus. Da werden Interessen lanciert, Publikationsmöglichkeiten eruiert, Phrasen gedroschen, Grunzsätze erörtert, es werden Standards festgelegt und Mentalitäten eingetütet.

Bis wieder so ein Stück Leben völlig entzaubert und zu Tode gequatscht wurde.